Und am Ende der Straße…

*Der Hausener Waldsee am frühen Vormittag. Die traurige Botschaft hat sich bereits wie ein Lauffeuer im Dorf verbreitet und die Stimmung hängt wie die Wolken zu dieser trüben Stunde tief über allen herab. Am See haben sich bereits Einsatzkräfte aller Art versammelt, als der Unimog anfährt. Die Fehlzündungen werden am heutigen Tag kaum von den Anwesenden bemerkt, als würde selbst der Wagen sich in Respekt vor der Toten zurückhalten.*

*Keuchend führen seine schweren Schritte HaJo über den nassen Boden, Britta stolpert hinter ihm fast über ihre eigenen Füße. Vor ihnen ist ein reges Treiben aus Uniformen und Schutzanzügen im Gange*

“Achtung, halt doch einer den Hund auf!“

*Ludwig wuselt sich durch die Anwesenden und hetzt auf die Stelle zu an der das Mädchen regungslos im Sand liegt, beschnuppert sie kurz und stupst sie an. Als sie sich nicht rührt, beginnt der Bernhardiner in einer Lautstärke so markerschütternd zu heulen, dass selbst die Vögel am Friedhofswäldchen aufschrecken.*

LASST MICH DURCH, IHR NUTZLOSEN SCHWEINEPRIESTER!

“Hansi! Warte!“

“He sie können hier nicht einfach so durch, wer zum Henker sind sie eigentlich?!“

*Ein Polizist versucht den alten Mann aufzuhalten und stellt sich ihm in den Weg, wird aber fast vom Veteranen umgerannt*

Lassen sie mich zu meiner Enkeltochter, wenn sie schon nichts anderes können! Hätten sie ihren Beruf richtig gemacht, dann wären wir jetzt nicht hier! WARUM MUSS ERST IMMER JEMAND STERBEN?! Und jetzt tritt zur Seite Junge, bevor ich dich zur Seite trete!

*Der Beamte schaut verdutzt*

“Sie sind der Großvater? Dann mein herzliches Beileid Herr Michel, aber das hier ist ein potenzieller Tatort und wir können nicht…“

WISSEN SIE WAS SIE KÖNNEN?! SICH IHR „HERZLICHES BEILEID“ SONST WO HINSTECKEN! IHR NICHTSKÖNNER! ICH HÄTTE GLEICH VON ANFANG AN DIE FELDJÄGER RUFEN SOLLEN, DIE HÄTTEN SIE NOCH RETTEN KÖNNEN, ABER IHR VON GOTT VERLASSENEN…

“Herr Michel, ich verstehe, dass das für sie ein emotionaler Extremfall ist, aber ich muss sie bitten zurück zu bleiben, ansonsten bin ich gezwungen sie festzunehmen.“

Versuchs doch Langer! Glaubst du, du bist der einzige, der hier mit einer Kniffte rum marschiert?!

*Der Polizist schaut sich erschrocken um*

“Ich könnte hier Verstärkung brauch-“

*Dann fällt auch ihm der Hund neben der Toten auf*

“Was zum…“

*HaJo lässt sich nicht lange bitten und tritt schnell an dem Beamten vorbei und nähert sich Petra, die wie diesem sonst so schönen Orts zum Trotz das Ende von so vielen Welten bedeutet*

P-Petra… bitte… nein, das kann einfach nicht.

*Während seine Frau langsam hinter ihn tritt, sinkt der Großvater auf seine Knie in den nassen Sand, das Wasser schlägt sanft an seine Stiefelsohlen. Ludwig hat sich mittlerweile neben das Mädchen gelegt und sich an ihre Seite gekuschelt. Er winselt nur noch leise, die Schnauze in ihrem Pullover vergraben.*

*Die Tränen fließen nur so über die Wangen der Großeltern, als sie ihren kleinen Engel vor sich sehen und HaJo ihr durch die rosa Strähnen streicht. Er hatte sich geschworen, nicht noch ein Kind zu Grabe zu tragen… und jetzt?*