Energetische Sanierung am Altbau - ökonomisch Unsinn?
Ich benötige mal Schwarmintelligenz, um eine energetische Sanierung eines freistehenden Einfamilienhauses durchzudenken. Bisher komme ich zu dem Ergebnis, dass das alles ökonomisch (!) überhaupt keinen Sinn macht. Google wirft mir aber ganz viele Artikel aus, in denen behauptet wird, dass die Einsparung sich total rechnet! Habe ich einen Denkfehler oder sind das alles gesponsorte Artikel von den Profiteuren (Handwerker, Hersteller, Berater)?
Ausgangslage: Baujahr 1957 mit Anbau aus den 80ern. Roter Klinker auf 50er Jahre Bröselbetonstein. 140m2. Fenster & undichte Holzhaustür alle 80er Jahre. Dachstuhl noch im Original, Eindeckung billigster Sorte aus den 80ern, mit hinzugefügter Glaswolle-Dämmung bis zur Obergeschossdecke mit ungedämmtem Dachboden. Laut Begehung nicht PV-geeignet (Statik-Gutachten fehlt noch.) 30 Jahre alte Gasheizung. 4 Personen-Haushalt, kein E-Auto.
Gekauft vor 6 Jahren, wir werden es noch weitere 24 Jahre abbezahlen (1000 EUR/m).
Das Wohnklima ist - wahrscheinlich ironischerweise durch die relativ gute Durchlüftung bei schlechter Dämmung - in 8 von 12 Monaten ziemlich gut. Nur bei Temperaturen unter 10 Grad kühlt zumindest der Altbauteil schneller aus, als man "Heizung an, Tür zu!" rufen kann. Die größte Einschränkung ist eigentlich, dass man in den 2 Zimmern im Altbau-EG die Außenwände komplett freilassen muss, um Schimmel zu vermeiden, und die Heizung bollert halt 18/7 durch im Winter.
Wir haben uns einen Sanierungsfahrplan machen lassen. Um das Haus "energetisch fit" zu machen, müssten wir den Dachstuhl neu aufbauen, dann vernünftiges Dach mit entsprechender Dämmung, Fassadenaußendämmung, PV-Anlage, komplett neue Fenster, Haustür, Wärmepumpe + Teil-Fußbodenheizung.
Also 4 Pakete, Kosten grob über den Daumen (ohne Eigenleistung, anhand Sanierungsfahrplan und Aussagen von Handwerker-Bekannten):
- Dachstuhl und Dach, inkl. Dämmung: 90.000
- Fassadendämmung+Klinker, Haustür + alle Fenster, Lüftung: 70.000
- PV-Anlage + Speicher, Elektrik teilweise erneuert: 40.000
- Wärmepumpe, Teilerneuerung Heizkörper, Fußbodenheizung Teilbereich: 40.000
Summe=240.000EUR
Davon kann ich laut aktuellen KfW-Programmen ca. 30.000 EUR bezuschusst bekommen (v.a. Heizungsprogramm). Verbleiben 210.000 EUR.
D.h. ca. 850 EUR/monatlich extra für 20 Jahre on top zu den 1000, die wir heute bereits zahlen. (210k +50k Zinsen bei 50k Resttilgung).
Die Energieeinsparleistung durch die Sanierung liegt bei ca. 4000 EUR p.a. (Annahmen: -100%Gas, +100% Stromverbrauch (WP), 50% des Stroms aus PV-Anlage/Speicher + ca. 1000 EUR Einspeisevergütung, das aber nur grob geraten. Mit E-Auto wäre die Eigenverbrauchsquote sicherlich höher, aber natürlich auch die Fixkosten, und die Einspeisevergütung deutlich geringer).
Bei den heutigen Energiepreisen hätten sich die Kosten für die Sanierung demnach nach ca. (260k/4000 EUR=) 65 Jahren amortisiert. In Worten: fünfundsechzig Jahren.
Selbst wenn wir annehmen, dass sich die Gaspreise in den nächsten 10 Jahren verdoppeln oder die jährliche Einsparung höher ausfällt, wären es je nach Preissteigerungsrate immer noch ca. 40-50 Jahre, also in jedem Fall deutlich länger als das Darlehen läuft, länger als ich lebe, und auf jeden Fall auch länger als die Lebensdauer der PV-Anlage, der Wärmepumpe - und sogar des Dämmmaterials! (wenn ich nicht Voll-Plastik gehen möchte, aus ökologischen Gründen.)
D.h. der einzige - ökonomische - Grund, das zu tun, wäre, den Preisverfall des Immobilienwerts abzufedern und damit meinen Kindern mehr Geld in die Tasche zu spülen, wenn wir sterben - zu dem Preis, dass ich ihnen jetzt und in den nächsten 20 Jahren deutlich weniger in die Tasche gebe (keine Fernreisen, deutlich weniger finanzielle Unterstützung in Schule und Studium, finanzielle Einschränkungen, extreme Reduzierung unserer Sparquote, damit Erhöhung der Krisenanfälligkeit und Verlust von Lebensqualität).
Sind meine Rechnungen falsch, sind meine Annahmen falsch, oder ist das die schmutzige Realität für Altbaueigentümer (mit einem Nettoeinkommen von unter 6k)?