"Du machst doch nur ne Ausbildung, du kannst gar nicht gestresst sein"
Diese Worte, vielleicht nicht genau so, hat mir mal ein Vorgesetzter an den Kopf geworfen. Und dann wundern sich alle, dass keiner mehr eine Ausbildung machen möchte.
Ich kann doch nicht gestresst sein. Ich hab doch nur eine 39 Stundenwoche. Mit einem Stundengeld von 3,52€. Von denen ich irgendwie Rücklagen schaffen soll.
Ich kann doch nicht gestresst sein. Ich muss doch nach der Arbeit nur den Schulstoff nochmal durchgehen. Auf Klassenarbeiten lernen. Dafür hab ich effektiv nur 4 Stunden die Woche. Mich auf der Arbeit zur Sau machen lassen, weil ich Dinge nicht erklärt bekomme und sie deshalb falsch mache.
Ich kann doch nicht gestresst sein. Ich hab doch nur einen Haushalt mit meiner Schwester zu schmeißen. Eine Großmutter zu pflegen. Termine, denen ich nachgehen muss.
Ich kann doch nicht gestresst sein. Ich hab doch nur eine schwere Depression. Ich funktioniere einfach nur noch. Ich hab jeden Tag Angst, dass ich morgen nicht mehr kann.
Ich kann doch nicht gestresst sein. Ich werde doch nur dafür verurteilt, krank zu sein. Ich bekomme doch nur während ich Corona hatte Aufgaben vom Ausbilder zugeschickt, die ich am ersten Tag nach der Krankheit vorlegen muss. Ich hatte doch nur Corona. Ich konnte doch nur nicht stehen oder sitzen. Ich hab doch nur immer noch Kreislaufprobleme wegen der Krankheit. Ich hab es doch gut.
Ich kann doch nicht gestresst sein. Ich hab es doch so leicht. Ich mache doch nur eine Ausbildung.
Ich hab es doch so leicht. Jeden Tag. Ich weiß nicht wie gut ich es habe. Mit meiner verdammten Depression, die ich mir nicht anmerken lassen darf und mit diesem Druck der auf mir lastet, weil ich mir mit 20 noch keinen Burnout leisten kann. Ich hab doch nur ne Ausbildung. Da bekommt man doch kein Burnout.