Ich fühle mich Ärzten ausgeliefert
Hallo Gemeinde!
Ich habe Angst(?) vor Ärzten. Oder sagen wir: Vor dem nicht wissen ob es der Arzt wirklich gut mit mir meint, unfähig, ein Spinner ist, oder nur rein monetäre Interessen verfolgt.
Ich bin froh recht gesund zu sein und damit bisher verhältnismäßig wenig Erfahrung mit Ärzten gemacht zu haben, doch die, die ich hatte (ja, ich gehe natürlich trotzdem), waren großteils furchtbar.
Meine erste Erinnerung an Ärzte habe ich in meiner Kindheit. Ich wurde wochenlang im Krankenhaus behalten - Verdacht auf Leukämie. Zum Glück war es nur Pfeiffersches Drüsenfieber. Dennoch hat mich der Aufenthalt als kleines Kind bereits traumatisiert, was Ärzte und Krankenhäuser angeht.
Einer weitere Erinnerung war mein erster Zahnarzt. Ständig fand er was (obwohl ich durchweg beschwerdefrei war). Einmal zog er mir einen (ebenso beschwerdefreien) Milchzahn, weil er wohl unbedingt raus müsse und von allein nicht rauskommen würde. Ich erlitt dabei massive Schmerzen, weil der Zahn noch so fest saß und die Betäubung scheinbar nicht wirkte (Oder ich keine hatte? Die Erinnerung ist blass). Kurz darauf nahm sich der Zahnarzt plötzlich das Leben. Es hieß er hatte massive Spielschulden. Später fragte ich mich, ob die ständigen Behandlungen wirklich nötig waren, oder er unbedingt Geld fürs Spielen verdienen musste.
Ein weiterer Zahnarzt wollte mir nach dem Röntgen mit 18 Jahren die Weisheitszähne ziehen. Zitat: "Ansonsten würde sich alles verschieben!". Zum Glück ging ich wenig später längere Zeit ins Ausland und es war keine Zeit für die Behandlung. Meine Zähne verschoben sich (bis heute) nicht.
Ein Jahr später, selber Zahnarzt: Ich frage explizit nach dem vor einem Jahr gemachten Röntgenbild und meinen Weisheitszähnen. Diesmal die Aussage: Alles in Ordnung, muss man nichts machen. Wait, what?
Anderer Fall: Hausärztin. Schaut einen kaum an. Quasi Ferndiagnose vom Stuhl aus. Nimmt sich aber immerhin Zeit - um mit mir über Sternzeichen und Engel zu reden (was mich, mit Verlaub, n Scheiss interessiert hat). Die wollte mir sogar ne Engelsfigur verkaufen. Nuff said.
Und nun endlich der heutige Fall, der mich zu diesem Beitrag bewegt hat:
Nach meinem Umzug ist mein letzter Zahnarzt, mit dem ich relativ zufrieden war, zu weit entfernt. Also suche ich eine neue Praxis, um mal zur Kontrolle zu gehen. Und was wird mir am Telefon direkt offenbart? Wenn ich als neuer Patient kommen möchte, so muss ich auch direkt einen separaten Termin zur Zahnreinigung vereinbaren. Das wäre das Praxiskonzept. Wait, what? Mir wurde noch nicht mal in den Mund geschaut und es steht bereits fest, dass ich eine professionelle Zahnreinigung brauche? So Hellsehen möchte ich auch können. Und wenn ich keine möchte, darf ich auch als Patient nicht kommen? Wie dämlich. Die Studienlage zum Nutzen der PZR lasse ich an der Stelle außen vor. Also nächsten Arzt anrufen? Oder in den sauren Apfel beißen, obwohl der Ersteindruck schon nicht passt?
Zu den geschilderten Erfahrungen (sind nicht alle, aber der Text ist so schon zu lang) kommen etlichen negative Erfahrungen aus meinem Umfeld (ich hatte jahrelang mit schwer Kranken zu tun), die mich das Vertrauen noch weiter verlieren ließen.
Es gibt selbstverständlich auch positive Erfahrungen. Bei mir selbst, als auch aus Erzählung von Dritten. Und ich bin verdammt dankbar, dass es kompetente Ärzte gab und gibt, die in solchen Situationen helfen können. Aber all das wiegt es für mich nicht auf. Ein Verhältnis von gefühlt "50:50" einen guten Arzt zu erwischen, ist mir einfach zu mies, wenns um die eigene Gesundheit geht.
Also TLDR: Ich kann Ärzten nicht vertrauen, ich fühle mich ausgeliefert. Mir fehlt natürlich das Fachwissen die Lage (Diagnosen, Behandlungen) korrekt einschätzen zu können. Aber es fällt mir mega schwer, mich nach den gemachten Erfahrungen auf einen Arzt, insbesondere einen Zahnarzt, bei dem ich mit offenem Mund ausgeliefert rumliege, unvoreingenommen einzulassen. Die Behandlung selbst wäre mir wumpe, davor habe ich keine Angst. Nur die Ungewissheit: Will dieser Mensch wirklich das Beste für mich und meine Gesundheit? Ist er kompetent genug das auch umzusetzen? Oder bin ich nur eine Geldquelle für ihn, die er bei der Kasse abrechnen kann?
Habt ihr eine Idee was ich machen kann? Also außer das offensichtliche "No Risk, no Fun" und weiterhin drauf hoffen, dass man an einen guten Arzt gerät. Wie erkennt man einen guten Arzt? Ich werde natürlich weiterhin zum Arzt gehen, aber ich hätte gern die Sicherheit (oder zumindest das Gefühl) das der Arzt mich nicht als Ware sieht, sondern wirklich meine Gesundheit im Fokus hat.
Vielleicht weiß ja einer von euch Rat. Danke fürs lesen.