Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU: Ein Vergleich zwischen ESRS LSME und VSME
Die Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichterstattung nehmen weltweit zu, und auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) kommen nicht mehr daran vorbei, sich mit ökologischen, sozialen und Governance-Themen (ESG) zu beschäftigen. Dabei stehen viele KMU vor einer zentralen Frage: Wie können sie diese Anforderungen umsetzen, ohne dabei überfordert zu sein? Zwei wichtige Standards bieten Lösungen: der verpflichtende ESRS LSME für börsennotierte KMU und der freiwillige VSME für nicht börsennotierte KMU. Dieser Artikel vergleicht die beiden Standards, zeigt ihre Unterschiede auf und bietet Orientierung für die Praxis.
Hintergrund: Warum Nachhaltigkeitsberichterstattung?
Nachhaltigkeit ist längst kein reines Image-Thema mehr. Für KMU ist sie zunehmend entscheidend für den Zugang zu Märkten, Finanzierungen und Geschäftspartnern. Besonders die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) macht die Berichterstattung verpflichtend – zunächst für große Unternehmen und später auch für börsennotierte KMU.
Doch auch für nicht börsennotierte Unternehmen lohnt sich die Berichterstattung: Kunden, Investoren und Banken achten immer mehr auf transparente ESG-Daten. Wer hier proaktiv agiert, kann sich Wettbewerbsvorteile verschaffen. Erfahre mehr über die Rolle von Nachhaltigkeitsverantwortlichen und wie ein Chief Sustainability Officer Unternehmen voranbringen kann: Die Rolle des Chief Sustainability Officers.
ESRS LSME: Verpflichtende Berichterstattung für börsennotierte KMU
Der European Sustainability Reporting Standard for Listed SMEs (ESRS LSME) richtet sich an börsennotierte KMU, die ab dem Berichtsjahr 2026 (Bericht 2027) unter die CSRD fallen. Ziel ist es, Transparenz über die Nachhaltigkeitsleistung zu schaffen, ohne KMU durch zu komplexe Anforderungen zu überfordern.
Kernmerkmale des ESRS LSME:
- Pflicht zur Berichterstattung: Börsennotierte KMU müssen ESG-relevante Themen berichten, basierend auf dem Wesentlichkeitsprinzip.
- Vereinfachte Anforderungen: Im Vergleich zu großen Unternehmen sind die Berichtspflichten reduziert, fokussieren sich jedoch auf die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen.
- Flexibles Berichtsformat: KMU können Themen, die für sie nicht wesentlich sind, aus der Berichterstattung ausklammern.
- Materialitätsbewertung: Unternehmen müssen bewerten, welche Themen sowohl für ihre Geschäftstätigkeit als auch für ihre Stakeholder relevant sind. Ein vereinfachtes Flussdiagramm unterstützt diesen Prozess.
Herausforderungen:
Trotz der Vereinfachung können einige KMU Schwierigkeiten haben, die Berichtsanforderungen umzusetzen. Die Einführung eines Risikomanagements ist oft ein zentraler Schritt, um ESG-Risiken zu bewerten und in den Bericht zu integrieren. Mehr dazu findest du hier: Lehrgang Risikomanager.
VSME: Freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU
Der Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs (VSME) richtet sich an nicht börsennotierte KMU, die freiwillig über ihre Nachhaltigkeitsleistung berichten möchten. Entwickelt von der EFRAG, bietet dieser Standard eine flexible und skalierbare Alternative für Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsstrategie sichtbar machen wollen.
Kernmerkmale des VSME:
- Freiwilligkeit: Unternehmen entscheiden selbst, ob und wie sie den Standard anwenden möchten.
- Modularer Aufbau: KMU können zwischen dem Grundmodul (Core Module) für grundlegende Berichte und dem umfassenden Modul (Comprehensive Module) für detailliertere Berichte wählen.
- Skalierbarkeit: Der Standard passt sich den individuellen Ressourcen und Kapazitäten eines Unternehmens an.
- Praktikabilität: Durch einfache Berichtsanforderungen und Templates wird der Aufwand minimiert.
Herausforderungen:
Obwohl der VSME speziell für KMU entwickelt wurde, erfordert auch die freiwillige Berichterstattung interne Ressourcen und eine gute Datenbasis. Unternehmen, die ihre Berichterstattung ernsthaft betreiben wollen, sollten daher ein ESG-Datenmanagement aufbauen.
Vergleich: ESRS LSME vs. VSME
Kriterium | ESRS LSME | VSME |
---|---|---|
Verpflichtung | Gesetzlich verpflichtend für börsennotierte KMU. | Freiwillig für nicht börsennotierte KMU. |
Zielgruppe | Börsennotierte KMU. | Nicht börsennotierte KMU. |
Berichtsanforderungen | Detaillierte, aber reduzierte Anforderungen für wesentliche Themen. | Flexibel, mit Wahl zwischen Grund- und umfassendem Modul. |
Materialitätsbewertung | Pflicht zur Analyse mit klaren Leitlinien. | Wesentlichkeitsanalyse optional, aber empfohlen. |
Ressourcenaufwand | Moderat, je nach Unternehmensgröße. | Minimal im Grundmodul, höher im umfassenden Modul. |
Fazit: Welcher Standard passt zu welchem Unternehmen?
Die Wahl des richtigen Standards hängt von den individuellen Gegebenheiten eines Unternehmens ab:
- ESRS LSME: Börsennotierte KMU sind verpflichtet, diesen Standard anzuwenden. Er bietet eine klare Struktur und ist durch die CSRD regulatorisch bindend.
- VSME: Nicht börsennotierte KMU können den VSME nutzen, um freiwillig Transparenz zu schaffen. Er ist ideal für Unternehmen, die erste Schritte in der Nachhaltigkeitsberichterstattung gehen möchten oder ihre Nachhaltigkeitsstrategie sichtbar machen wollen.
Unabhängig davon, ob es sich um eine gesetzliche Pflicht oder eine freiwillige Initiative handelt, gewinnt die Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU immer mehr an Bedeutung. Unternehmen, die jetzt handeln, profitieren langfristig durch eine bessere Marktposition, mehr Vertrauen bei Stakeholdern und eine stärkere strategische Ausrichtung.